Die Lehrfreiheit
- Die Lehrfreiheit ist die Bedingung und menschliche Voraussetzung für die glaubwürdige Erfüllung des Auftrages »Erziehung zur Freiheit«
- Jede Schule hat die Freiheit den Lehrplan nach den Bedürfnissen der Schule weiterzuentwickeln
- Der Lehrplan hat einen Leitliniencharakter
- Die Erprobung, Beobachtung sowie die ständige Weiterbildung der Lehrer*innen besitzt einen hohen Stellenwert
Zur Auswahl der Lerninhalte
Die Auswahl der Lerninhalte erfolgt gemäß der Altersstufe und des Entwicklungsstandes. Durch das Klassenlehrerprinzip ist ein intensiver Kontakt mit den Schüler*innen gegeben. Das erleichtert die Einschätzung der Bedürfnisse einer Klasse. Der fächerübergreifende Unterricht durch ein und denselben Lehrenden trägt ebenfalls dazu bei. Zusätzlich bietet der Epochenunterricht die Möglichkeit, intensiv auf die einzelnen Fächer einzugehen.
Oberstes Gebot der Stoffauswahl ist es, auf den freien Lernwillen, die Freude am Wissen und die Neugier des Schülers zu bauen. Ziel ist es, die forschende Haltung zu wecken und das Staunen zu erhalten. Im Rahmen der Allgemeinbildung soll die Ernsthaftigkeit von Menschheits- und Weltthemen angesprochen werden. Eine Normierung wird tendenziell als Behinderung und Einengung angesehen. Der Lehrende soll in hohem Maße kreativ an das lebendige Gestalten des Unterrichts herangehen.
Dadurch, dass die Schüler*innen die Gelegenheit bekommen, Dinge handwerklich oder künstlerisch zu bearbeiten, können Erkenntnisse und Handlungen elementarer miteinander verbunden werden.
»Menschenkunde muss auch Zivilisationskunde sein. Schule darf sich nicht der Zivilisation entziehen, sondern muss sich in einer Atembewegung in schulischen und außerschulischen Lernorten bewegen.« (Rüdiger Iwan)
Der Lehrplan ist das Kind
Rudolf Steiner führt in seiner Menschenkunde aus, dass die Blickrichtung in der Gestaltung der Lehrpläne diametral umgekehrt sein muss zu den Gepflogenheiten: „Es geht nicht darum, das Kind letztendlich den wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen momentanen Bedürfnissen anzupassen, sondern umgekehrt wird aus der freiheitlichen Erziehung ein Mensch hervorgehen, der selbstständig, erwachsen und frei sich in die Gestaltung der Gesellschaft einbringt.“
Konfliktpotenzial und Wunsch nach Vergleichbarkeit der Lerninhalte
Zwangsläufig findet die Lehrplangestaltung in einem Spannungsfeld zwischen einem gesellschaftlichen Konsens über Bildungsinhalte und dem emanzipatorischen Impuls Rudolf Steiners statt. Dem kann sich kein Lehrender entziehen. Daher muss er gewährleisten, dass durch seinen Unterricht jederzeit die Möglichkeit eines Schulwechsels ermöglicht werden kann. Die Vergleichsarbeiten in Klasse 4 und 7 tragen dazu bei.